Nepals Schulsystem allgemein
Seit 1975 ist die Grundschulbildung in Nepal offiziell für jedes Kind Pflicht. Das Schuleintrittsalter ist, ähnlich wie in Deutschland, zwischen 6-7 Jahren. Für die Kleinen zwischen 3-5 Jahren gibt es eine Art vorschulische Betreuung, die sogenannte Nursery-Stufe, die unserer Kindergartenbetreuung ähnelt und oft an die Grundschule angegliedert ist.
Das Schulsystem ist untergliedert in drei Stufen: eine Grundstufe (1.-5. Klasse), eine untere Sekundarstufe (6.-10. Klasse) und eine obere Sekundarstufe (11.-12. Klasse), auch College oder Oberschule genannt. Nach Abschluss der 10. Klasse gibt es den ersten Schulabschluss, das SLC (School Leaving Certificate). Im 2-jährigen College danach kann man sich auf eine bestimmte Fachrichtung spezialisieren und auf ein Studium vorbereiten.
In Nepal wird zwischen staatlichen und privaten Schulen unterschieden. In den staatlichen Schulen fallen für die Eltern bis zur Grundstufe keine, danach teils geringe Schulgebühren an, im Gegensatz zu den Privatschulen. Die meisten Kinder aus der untersten wirtschaftlichen Klasse besuchen deshalb die staatliche Schule. Leider haben diese Schulen keinen so guten Ruf und schneiden gegenüber den Privatschulen immer wieder schlechter ab. Grund ist, die Lehrpläne sind qualitativ schlechter, es fehlt an Ausstattung und Lehrmaterialien, und auch die Ausbildung und Bezahlung der Lehrkräfte bleibt meist im Vergleich hinter denen ihrer Kollegen zurück. Deshalb schicken die Familien, die es sich finanziell leisten können, ihre Kinder vorzugsweise in private Schulen. Nicht selten nehmen die Eltern dafür viele Entbehrungen in Kauf, um die Schulgebühren aufzubringen und den Kindern die bessere Bildung zu ermöglichen. Hier wird der Unterricht in jedem Fach (außer Nepali) auf Englisch abgehalten, und auch der Lehrplan ist vielfältiger, fortschrittlicher und zeitgemäßer, sodass die Kenntnisse der Kinder von vornherein weitaus besser sind, als derer von den staatlichen Schulen. All das führt dazu, dass die Kinder aus der ärmsten Bevölkerungsschicht vor vornherein in Sachen Bildung abgehängt werden und in ihrer weiteren Entwicklung schon frühzeitig auf der Strecke bleiben.
Trotz der allgemeinen Schulpflicht besuchen immer noch nicht alle Kinder regelmäßig eine Schule. Besonders in den schwer zugänglichen Bergregionen sind Schulen kaum vorhanden, es fehlen ausgebildete Lehrer in den Dörfern. Nur in den größeren Dörfern und Städten, die an eine Infrastruktur angegliedert sind, gibt es staatliche Schulen. Viele Kinder müssen deshalb einen stundenlangen Fußmarsch absolvieren, um in ihre Schule zu gelangen. Oft kommen sie schon erschöpft, hungrig und ermüdet in ihren Klassenräumen an, bevor der Unterricht überhaupt beginnt. Und später steht Ihnen der gleiche Fußmarsch wieder zurück nach Hause bevor.
Auch ist es immer noch üblich, dass in den ärmeren Familien eher die Jungen in die Schulen geschickt werden, um später durch eine Anstellung die Familie zu versorgen. Die Mädchen hingegen müssen oft noch traditionell im Haushalt oder auf dem Feld mitarbeiten und werden später nicht selten zwangsverheiratet und verlassen die Familie. Oft müssen die Mädchen auch auf ihre jüngeren Geschwister aufpassen oder diese mit in die Schule nehmen, während die Eltern auf dem Feld arbeiten. Teils liegt hier das Problem noch an der unzureichenden Bildung der Eltern selbst und der damit einhergehenden geringen Wertschätzung für die Bildung der Kinder. Dadurch bleibt ein nicht unerheblicher Teil der nepalesischen Gesellschaft hinter ihrem eigentlichen Potenzial zurück und wird in seiner Entwicklung gehemmt.
Um all diesen Umständen positiv entgegenzuwirken und auch den Kindern aus der ärmsten Bevölkerungsschicht eine Chance auf bessere Bildung zu ermöglichen, haben wir den Schwerpunkt unserer Hilfe in diesem Bereich darauf gelegt, die staatlichen Schulen in unserer Projektregion zu unterstützen, hier momentan besonders die Gaiyashwori-Grundschule im Dorf Sukajor.